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Rastenburg, Wilhelmstraße 6-8, Herzog-Albrechts-Schule, Studienrat Erich Stadie

Bild-ID 6485
Bild-Fremd-ID R Sch1, 36
Titel Rastenburg, Wilhelmstraße 6-8, Herzog-Albrechts-Schule, Studienrat Erich Stadie
Titel (polnisch) Kętrzyn, Wilhelmstraße 6-8 "ul. Wilhelma", szkoła Herzog-Albrechts-Schule, Pan Studienrat Erich Stadie
Beschreibung Der Studienrat Erich Stadie

Ein Schüler berichtete:
Einer der Gefürchtetsten war Studienrat Stadie, Echen genannt, Mathematikus und Physikus für die oberen Klassen, groß und breitschultrig, aber schon etwas kurzatmig und aufgedunsen.
Er sei, so sagte man, im Ersten Weltkrieg Hauptmann gewesen. Und das Militärische gefiel ihm immer noch, war Teil seines Wesens. Seine Schüler kommandierte er gern herum — mit Donnerstimme, versteht sich. Und doch wirkte er tapsig wegen des zu hohen Blutdruckes, seiner Zeitlupenbewegungen und seines schaukelnden Ganges — immer langsam von einem Plattfuß auf den anderen. Aber vielleicht hing das mit seiner Kriegsverwundung zusammen.

Die seltsamste Eigenart war jedoch seine Sprechweise, wenig artikuliert, sehr volkstümlich. Er sprach gewissermaßen mit gespannten Lippen, die sich straff über die Zähne spannten. Dabei pflegte er die Daumen in die Achselhöhlen zu bohren.

»Ihr seid jetzt auf die Oberstufe gekommen«.
Er äugte über die Klasse, baute sich dann vor dem Kleinsten auf und sagte von oben herab: »Wagnerchen, haha.. .«, drehte sich zu einem anderen um, der auch nicht größer war, ». .. und Rudelchen, hoho!« Pause. »Ihr wollt jetzt, daß ich zu Euch »Sie« sage? Nicht wahr, Wagnerchen oder Rudelchen? Haha, hähä!« Pause.
»Jungs, nein, das mache ich nicht! Nein! — Ihr seid ja alle noch Schnodders!«

* * *

»Ein Flugzeug flog von Rastenburg nach Berlin in 2 Stunden, 56 Minuten. Mit welcher Durchschnittsgeschwindigkeit ist es geflogen? Und unter welchem Kurs ist es abgeflogen?«

Diese Aufgabe der sphärischen Trigonometrie stellte uns Studienrat Stadie und fügte erklärend hinzu: »Ich hätte ja auch sagen können, das Flugzeug flog von Tokio nach Berlin, aber ich nehme lieber Rastenburg. Dann wird die Aufgabe für uns interessanter; denn unser Städtchen ist doch schön! — Nicht wahr, Wulf?«
»Jawohl, Herr Studienrat«, antwortete ich überzeugt.
»Ich finde es in unserer Kleinstadt so schön, weil man nicht achtlos aneinander vorbeilebt, sondern mit allem in persönlicher Verbindung steht. — Nicht wahr, Wulf?«
Ich bejahte verwundert die Frage meines Ordinarius. »Ja, einer kennt den anderen und weiß, was er tut! — Nicht wahr, Wulf?« »Gewiß, Herr Studienrat,« pflichtete ich ihm bei und fühlte mich unbehaglich bei dieser eigenartigen Fragerei. Was sollte die wohl bezwecken? Die Mitschüler feixten bereits.
»So sieht man zum Beispiel, wenn der Wulf mit einem Blumenstrauß zu Brettschneiders zum Nachmittagskaffee geht!« Ich wurde puterrot, die Klasse lachte schallend.
»Allerdings weiß ich nicht, ob der Wulf anschließend mit der Inge in die Guberberge spaziert ist. Wenn nicht, wird er Zeit zum Lernen gehabt haben und die Aufgabe lösen können. Wenn ja, wird er sich blamieren. — An die Tafel marsch-marsch, Wulfchen!«
Nun ja, ich habe mich blamiert.
Autor Wulf
Aufnahmedatum 1930 - 1940
Geographische Lage ?
Ort [59011] Rastenburg, Kreisstadt Ortsinfo
Straße Wilhelmstraße 6-8
Quelle [26] Bildarchiv der Kreisgemeinschaft Rastenburg
Fremd-ID R Sch1, 36
Bezugsmöglichkeit siehe Einsteller
Einsteller Edith Kaes, edith (dot) kaes (at) t-online (dot) de
zugeordnet zu Themen/Objekten: Rastenburg, Herzog-Albrechts-Schule
Letzte Änderung 2024-02-08